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24. September 2019 - 8 Kommentare

Warum „Wie kann ich meine Kursinhalte schützen?“ die falsche Frage ist

Immer wieder kommt in meiner Facebook-Gruppe die Frage hoch „Wie kann ich dafür sorgen, dass meine kostenpflichtigen Onlinekurs-Inhalte nicht einfach weitergegeben werden?“. Meist wird diese Frage von denen gestellt, die noch ganz am Anfang stehen mit ihrem Onlinekurs, manchmal sogar, noch bevor ein Kurskonzept steht. Aus meiner Sicht – und meist ist das auch die Richtung, in die die Diskussion dann geht – ist das die falsche Frage. Jedenfalls dann, wenn es dir doch eigentlich darum geht, erfüllt und erfolgreich mit deinem Kurs zu sein.

Bei Harry Potter gibt es ja die ‚Karte des Herumtreibers‘. Diese Karte ist so verzaubert, dass nur derjenige, der rechtmäßig sein Besitzer ist, auf dieser Karte überhaupt etwas sieht.

Und jetzt stell‘ dir eine Welt vor, in der die Computer und andere Endgeräte in der Lage sind, zu erfassen, ob jemand wirklich ehrlich ist – z.B. anhand von Hautwiderstand, Schweissproduktion und Augenliderbewegungen. Wenn die Messung ergibt, dass ein Zugang nicht rechtmäßig erworben wurde, werden dann die Seiten eines Kurses gesperrt bzw. Videos und Audios unabspielbar….

So eine Art „Lügendetektor“ in jedem Privathaushalt wäre ja die Basis für die Technologie, die es bräuchte, um Onlinekurs-Inhalte wirksam zu schützen! Und auch wenn das vielleicht mal irgendwann Realität wird – davon sind wir zum Glück noch weit entfernt. Ich persönlich finde die Vorstellung gruselig.

Inhalte schützen – was technisch möglich ist

Natürlich ist es sinnvoll, deine Kursinhalte exklusiv für deine Käufer zugänglich zu machen, idealerweise über eine Kursplattform, die einen Benutzernamen und ein Login vergibt. Also, du solltest verhindern, dass deine Käufer einfach einen Link teilen können, der einen kompletten Zugang zum Kurs ermöglicht.

Weiterhin ist es möglich

  • Videos bspw. bei Vimeo nur auf bestimmten Domain einbettbar zu machen
  • PDF-Dokumente oder einzelne Webseiten mit einem zusätzlichen Passwort zu versehen, das Teilnehmern dann mitgeteilt werden muss
  • Bei manchen Kursplattformen kann auch eingestellt werden, mit wie vielen verschiedenen IP-Adressen man sich als Benutzer einloggen darf (Digimember z.B.)
  • Die Anzahl der erlaubten Downloads zu begrenzen (z.B. über den Digistore Tresor)
  • … und bestimmt gibt es noch ein paar mehr technische Hacks.

Ja, das wäre alles technisch möglich. Aber: Es macht auch den Prozess für deine zahlenden Kunden unkomfortabler.

Vor allem aber finde ich dein Mindset wichtig bei dieser Frage, denn:

Die Energie folgt immer deiner Aufmerksamkeit! Worauf du deinen mentalen Fokus richtest, das verstärkst du.

Wenn du deinen Fokus auf die wenigen Unehrlichen richtest…

… dann ziehst du damit automatisch Energie – und Liebe – von deinen zahlenden und potenziellen Kunden ab.

Dazu ist mir ein Bild eingefallen, das das verdeutlicht:

Stell‘ dir vor, du stehst mit einem Stand auf dem Flohmarkt. Du hast viele schöne Sachen anzubieten und startest fröhlich in den Verkaufstag. Nach einer Weile wird dir bewusst, dass jemand die hübsche Vase geklaut haben muss, die du für 4 Euro verkaufen wolltest und auch ein Gürtel ist verschwunden.

Du ärgerst dich verständlicherweise und beschließt: „Das passiert mir nicht wieder!“. Jetzt sicherst du alle Teile mit einer Schur am Tisch, die du erst entfernst, wenn jemand bezahlt hat. Und passt vor allem höllisch auf, dass keiner deiner Standbesucher etwas in seiner Tasche verschwinden lässt und schaust jeden misstrauisch an…

Sehr menschlich und sehr verständlich, aber ich glaube, es wird deutlich, wie sehr dieser ängstliche Fokus auf ehrliche Interessenten und Käufer wirken würde, oder?

Das Alternativ-Szenario: Nach dem bemerkten Diebstahl atmest du ein paar mal tief durch, telefonierst vielleicht kurz mit einem Freund und lässt deine Wut raus. Danach fokussierst du dich erst recht darauf, mehr Interessenten anzulocken und tollen Service für deine ehrlichen Käufer zu bieten. Du drehst ansprechend Musik auf, lächelst die Menschen einladend an, hältst wertschätzend ein paar deiner Teile hoch und nennst den Preis, bietest Käufern zusätzlich eine Praline an oder ein zweites Teil zum halben Preis oder andere Maßnahmen, die die positive Energie verstärken…

In welchem der beiden Szenarien hättest du unter’m Strich am Ende des Tages mehr Einnahmen (und mehr Freude)?

Okay, nicht jeder mag Flohmarkt. Aber ich hoffe, dass durch dieses Beispiel, wo Käufer und Verkäufer sich direkt begegnen, deutlich wird, was ich damit meine, wenn ich sage: Dein Fokus bestimmt, was du anziehst.

Was du dich also besser fragen solltest

Solange du gut verkaufst, immer wieder neue Interessenten von dir angezogen werden und deine bisherigen Käufer zufrieden dein Produkt weiterempfehlen, brauchst du dich nicht vor einigen unehrlichen Onlinekurs-Käufern zu fürchten!

Frage dich also lieber „Wie kann ich meinen Kunden und Interessenten noch besser Nutzen stiften?“ und „Wie kann ich meinen Kurs bekannter machen?“. Fokussiere dich auf die Ehrlichen, gib‘ ihnen mehr von dem, was sie brauchen und wollen – und du wirst nur noch ein mitleidiges Schulternzucken für die Unehrlichen brauchen.

Du wirst nicht verhindern können, dass einzelne Teilnehmer deinen Kurs als Ganzes (Zugangsdaten) oder einzelne Medien daraus an Bekannte und Freunde weitergeben! Das ist so. Vielleicht teilen manche sich sogar die Kosten und nutzen den Kurs gemeinsam.

Hast du dadurch weniger?

Nur dann, wenn dich solche Vorfälle dazu bringen, emotional zu reagieren und dadurch deinen Fokus zu verschieben!

Meist hätten die, die den Kurs auf diese Weise ‚geschenkt‘ (oder zum halben Preis) bekommen, ihn sowieso nicht zum vollen Preis erworben. Außerdem werden diese ‚Beschenkten‘ weniger Ergebnisse erzielen, denn der Preis eines Kurses ist immer Teil seines Nutzens: Dadurch, dass deine Kunden ihn zahlen, drücken sie sich selbst gegenüber ihren festen Vorsatz aus und committen sich dadurch auf die anstehenden Aufgaben.

Also, wenn dich diese Frage nach dem Schutz deiner Inhalte beschäftigt, hier meine Botschaften:

  1. Mache dir klar, dass wir als freiheitsliebende Individuen nicht wirklich eine Überwachungstechnologie wollen, die nötig wäre, um deine Kursinhalte wirkungsvoll nur noch den rechtmäßigen Käufern zugänglich zu machen
  2. Sorge dafür, dass deine Emotionen und dein Ärger über unehrliche Käufer nicht dein Wachstum verhindern – indem du nach kurzem Aufwallen der Emotionen deine Energie wieder konstruktiv darauf ausrichtest, neue Käufer zu gewinnen und Käufer glücklich zu machen
  3. Lerne, Vertrauen zu haben. Das ist vielleicht eine der wichtigsten Lektionen im Leben überhaupt – ins Leben und seinen Fluß zu vertrauen. Und sieh‘ dieses Thema als wunderbares Lernfeld dafür.

*****

Herzliche Grüße

Marit Alke


Die neuesten Artikel in meinem Blog:

Warum ich mein Online-Business aufgebe und das Geschäftsmodell Online-Kurse in der Krise sehe
Mitmach-Podcast: „Wie und wofür nutzt du KI Text-Tools wie ChatGPT u.a.?“
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  1. Vielen Dank für diesen guten Artikel. Da stimme ich 100% überein. Ich stehe gerade vor der Aufgabe, meinen Kurs online zu stellen und die Copyright Frage ging mir natürlich auch durch den Kopf. Aber natürlich sollte das nicht im Vordergrund stehen. Also wo liegt mein Fokus? Ich möchte Menschen helfen. Darauf kommt es an.
    Beste Grüße,
    Babett

  2. Es stimmt schon. Nur gibt es auch Inhalte, die man ins Netz stellt (z.B. Kindergarten-Lieder auf youtube) und dazu passend gleich ein paar Tools, die Akkorde gratis analysieren, sie ausdrucken, sogar in eine andere Tonart umwandeln und auf Wunsch per Mail gleich weitersenden. Diese Tools bewerben quasi mit meinen Inhalten (von youtube) ihre Leistung und gleichzeitig ihr kostenpflichtiges Angebot. Sie werden immer bekannter (in meinem Fall bei Kita-Erziehern). Diese Berufsgruppen „helfen“ sich gern untereinander in diversen Riesengruppen auf FB (20 000 – 80 000 Mitglieder) es wird nach Liedern zu einem Thema gefragt und es werden Links verschickt. Das Gefühl einer Urheberrechtsverletzung hat man nicht. Es hat sich eine Erwartungshaltung etabliert, dass alles gratis im Netz zu finden sein soll. Es wird zackzack abfotografiert – ohne Verlinkung zum Originalinhalt oder Nennung der Autoren und was EINMAL geklaut ist – wie in Deinem Flohmarkt-Beispiel – ist bei google / pinterest auf „ewig“ zu finden. Keiner weiß mehr, wer der Autor war oder zu welcher Webseite das gehört. Es gehört nun allen – ganz selbstverständlich. Ich veröffentliche als Reaktion darauf NUR NOCH Ausschnitte und auf PNG´s sind groß mein Name / meine Webseite zu sehen. Außerdem habe ich seit einem Jahr eine FB-Gruppe, in die man nur kommt, wenn man beim Eintritt bestätigt, Inhalte nicht ins Netz zu stellen. Ich zeige Ausschnitte meiner Arbeit in div. Gruppen / auf meiner Seite und lade zum zeitlich begenzten kostenlosen Download ein. Seit ich das so handhabe, hab ich eine tolle Community, die mir Feedback gibt, mich kennenlernt und wertschätzt – peu a peu bei mir kauft. Und natürlich lerne ich auch ihre Bedürfnisse gut kennen.

    GANZE Inhalte hab ich also nur am Anfang vor 3 Jahren ins Netz gestellt (youtube, pinterest) – mittlerweile nur noch AUSSCHNITTE – bis auf diese exclusive Gruppe. Das sind dann PDF´s (müsste man erst in PNG umwandeln, bevor man sie ins Netz stellt) auf denen immer noch meine Webseite und mein Name steht für den Fall, dass jemand es trotzdem ins Netz stellt.
    Diese Exclusivität wirkt – so mein Gefühl.

    Es gibt also meiner Meinung nach einen Unterschied zwischen komplexen Online-Kursinhalten und solch kompakten kleinen „Idee-.Dateien“, wie ich sie vertreibe. Macht das Sinn? Ich bin froh, dass ich diesen Weg für mich gefunden habe. In meiner Gruppe kann ich relativ frei mit den Inhalten umgehen, wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft so kommt es mir vor. Wenn nun der eine oder andere etwas trotzdem veröffentlicht, dann ist es eben so. Dann steht da hoffentlich immer noch meine Webseite drauf . Und ich habe mein Möglichstes getan.

  3. Liebe Marit, ich musste schmunzeln, weil dein Beispiel vom Flohmarkt das Thema so anschaulich auf den Punkt bringt. Und so halte ich es wie Birgit: Vertrauen als „Standardprogramm“ plus wenige elementare Sicherheitsmaßnahmen. Was wir uns ja auch vor Augen halten sollten: Wer fremde Inhalte weitergeben will, kann es meist auch tun. Trotz Sicherheitshürden. Dann steigt nur der Aufwand dafür. Und du hast Recht – fokussieren wir uns auf das Positive. Auf unsere Wunsch- Kund*innen und Interessent*innen und das, was wir ihnen geben können.
    Herzlichst
    Christine

  4. Ja, schön geschrieben. Auch ich wurde schon auf dem Flohmarkt beklaut, einmal ein paar tolle Sportschuhe (hätte ich locker noch 30 DM für bekommen), ein andermal ein hochwertiger Steckschlüsselsatz (locker für 50 €). Inzwischen gehe ich nicht mehr als Verkäuferin auf Flohmärkte, aber nicht, weil ich mal beklaut wurde.

    Ich muss immer schauen, was zu was im Verhältnis steht. Meine Zeit, um mich in Sicherheitsfeatures einzuarbeiten, das Geld für Sicherheitstools ausgeben, lohnt sich das wirklich?

    Aber es ist nicht verkehrt, ein paar Hürden einzubauen, wie bei Vimeo das Video zu auf meiner Kursplattform einbinden zu können oder in meinen PDFs eine Fußzeile mit (c) zu verpassen. Die beschriebene Haltung, mich auf die ehrlichen Kunden zu fokussieren und darauf zu vertrauen, dass durch meine Arbeit reichlich zum Leben habe, macht tatsächlich das Onlineleben leichter.

  5. Hallo Marit,

    genau mein Standpunkt. Investiere die Energie lieber in Gespräche mit Kunden oder in die Erstellung neuer Produkte / Kurse / Content, der richtig hilfreich ist.

    Kriminelle Diebe wirst du nie aufhalten, etwas Böses zu tun. Rege dich nicht über potentielle Diebe auf.

    Triff Maßnahmen zur Sicherung, aber versuche nicht 100% zu erreichen. Der Aufwand wäre enorm und schreckt neue Kunden ab.

    SinnSTIFTende Grüße,
    David Goebel

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