Bei mir ruft „So erstellst du deinen Onlinekurs mit KI“ ein Gähnen hervor: Das bleibt nämlich in der alten, linearen Denkweise von einem Trainer, der Wissen strukturiert und vermittelt und Teilnehmenden, die alle durch einen standardisierten Prozess laufen wollen.
Das ist obsolet und KI ändert hier die Spielregeln – vielleicht nicht sofort, aber in sehr großer Geschwindigkeit. Deswegen mein etwas reißerischer Titel „KI als Gamechanger“. Wenn wir das ein wenig kreativer und weiter voraus denken, ändert sich unsere Rolle als Onlinekurs-Anbieter:in (analog für alle, die E-Learnings, Blended Learnings, Online-Trainings durchführen) in Zukunft sehr.
Die KI ist dann als Co-Trainer:in immer dabei und die Trainer-Rolle in begleiteten Lernprozessen wird (wieder) zum/r Prozessbegleiter:in.
Zwischenzeitlich waren viele in ihren Online-Kursen aus didaktischer Sicht zurückgefallen in ein „Frontalunterricht“-Modell. In dieser Podcast-Folge habe ich die Ergebnisse eines club-internen Workshops zusammengefasst: Kreative Anwendungsmöglichkeiten, um mit KI-Tool begleitete Online-Kurse spannender, situationsbezogener, individueller und vielfältiger zu machen.
Einleitung
„Erstelle deinen Onlinekurs mit KI in wenigen Minuten“ – so oder ähnlich hast du das sicherlich schon zigmal gehört und dich gefragt, was KI eigentlich wirklich für deine Arbeit konkret bedeutet. Werden wir als Online-Trainer:innen jetzt komplett ersetzt? Oder ist KI eher ein neuer Baustein in der kreativen Online-Lernlandschaft? In diesem Artikel tauche ich mit dir ein: Was kann KI im Bereich Onlinekurse, Trainings und E-Learning schon heute und wie wird sich unsere Rolle ganz praktisch verändern? Es geht dabei weniger um Technik an sich, sondern um Möglichkeiten, kreative Impulse und neue Perspektiven für deine Arbeit.
Die Rolle von KI in Online-Kursen und Weiterbildung neu denken
Viele verbinden KI immer noch vor allem mit Content-Produktion auf Knopfdruck. Aber ganz ehrlich: Das ist viel zu kurz gesprungen! Deine Expertise, dein individuelles Vorgehen und der persönliche Austausch bleiben nach wie vor das Wertvollste, auch und gerade im digitalen Raum. KI ist eher ein kreativer Sparringspartner und ein echtes Schweizer Taschenmesser, das dich vielseitig unterstützen kann.
Vom reinen Content-Generator zum kreativen Co-Trainer
Statt KI nur als Schreibassistenten zu sehen, lohnt es sich, offen durchzuspielen: Wie kann ich die neuen Tools konstruktiv in meine Kursgestaltung einbauen? Was verändert sich konkret an meinem Alltag? Vielleicht bist du am Anfang skeptisch – Angst, die eigene Arbeit könnte irgendwann überflüssig sein, ist verständlich. Aber realistisch ist: KI wird dein Arbeitsfeld eher bereichern und stark verändern, wenn du dir die neuen Möglichkeiten zunutze machst.
Fünf Wege, wie KI Online-Lernprozesse verändern kann
Lass uns gemeinsam die fünf großen Ansatzpunkte anschauen, um KI kreativ und sinnvoll einzusetzen – und deine Rolle als Lernbegleiter:in nochmal ganz neu zu denken!
1. KI als Assistent: Unterstützung bei der Content-Erstellung
Sicherlich hast du schon gesehen: Mit ein paar Prompts spuckt ChatGPT eine schicke Gliederung, ein Skript oder sogar Arbeitsblätter für deinen Kurs aus. Da kann man schon mal ins Staunen kommen! Aber: Für wirkliche Expert:innenthemen oder Nischen reicht das oft nicht aus. Die Inhalte sind häufig zu generisch, die Reihenfolge will irgendwie nicht so recht passen, und die KI kennt natürlich nicht dein spezielles Wording und deine originellen Beispiele.
Deshalb: Nutze KI für Struktur, Brainstorming und grobe Vorarbeit – aber mach das Endprodukt stets zu deinem eigenen. Deine persönliche Note, Erfahrungswerte und der Blick für die Zielgruppe machen den Unterschied. Und für alles, was mehr erfordert als einen Selbstlernkurs von der Stange, bist du ohnehin unersetzbar.
2. KI-Tools zur Optimierung und Wiederverwertung bestehender Kursmaterialien
Hier steckt ein echter Game Changer: KI hilft dir, vorhandene Materialien wie Videos oder PDFs komplett neu zu verwerten. Videos lassen sich transkribieren, Arbeitsblätter können umgetextet, Titel von Modulen motivierender formuliert werden – alles mit KI-Unterstützung.
Tipp aus der Praxis: Lass dir aus langen Videos kleine Micro-Learnings oder wöchentliche Impulse generieren, die du per Mail oder in deiner Community ausspielen kannst. Tools wie Voila oder Castmagic übernehmen dabei auf Knopfdruck die Transkription und fassen Inhalte snackable zusammen.
Außerdem kannst du mit KI Fragen-Antworten-Sektionen erstellen: Lass dir typische Fragen aus den Transkripten heraussuchen, beantworte sie (mit oder ohne KI, gerne auch mit Voice-Over) und baue so nachhaltige Hilfe-Bibliotheken für dein Programm auf.
3. KI als Co-Trainer: Unterstützung im Kursalltag
Hier wird’s besonders spannend: KI kann zu deinem Co-Trainer werden – nicht nur für dich, sondern auch für deine Teilnehmer:innen. Stell dir vor, Reflexionsfragen in deinen Arbeitsblättern werden durch die KI erweitert und nachgehakt. So entsteht quasi ein Dialog – je nachdem, wie du deine Prompts gestaltest, auch sehr individuell.
Du kannst die KI auch als „Devil’s Advocate“ oder mit der „Kundenbrille“ einen letzten Check deiner Module machen lassen. Und auch als Reflexionshilfe für die Teilnehmer:innen eignet sich ein gut gebauter Chatbot hervorragend.
Und das Beste: Viele Teilnehmer:innen nutzen eh schon ChatGPT – du kannst also proaktiv Prompts oder kleine Workflows empfehlen.
4. Personalisierte Lernwege – Vision oder schon Realität?
KI verspricht, individuelle Lernpfade möglich zu machen – je nach Vorwissen, Lernstil oder verfügbaren Zeitfenstern. Die Technik steckt noch in den Kinderschuhen, aber die Vision ist faszinierend.
Tipp: Lass dir vorab ein paar Fragen beantworten und sende kurze, personalisierte Videonachrichten mit gezielten Empfehlungen. Die Lernenden fühlen sich gesehen – ein echter Mehrwert.
5. KI-Kompetenzen an Lernende weitergeben
Ein Aspekt, der oft zu kurz kommt: Zeig deinen Teilnehmer:innen, wie sie KI sinnvoll, kritisch und ethisch selbst für sich nutzen können – etwa im Alltag oder Beruf. Mach das ruhig explizit zum Thema und fördere einen verantwortungsvollen Umgang!
Praktische Tools und Tipps aus der Folge
In der Podcastfolge werden zahlreiche Tools angesprochen, die dir helfen, KI konkret in deine Onlinekurs-Entwicklung und -Durchführung zu integrieren. Hier ein Überblick, wie du sie nutzen kannst:
Voila
Voilá ist ein Browser-Addon, das direkt mit Webseiten, YouTube-Videos und PDFs arbeiten kann. Besonders praktisch: Bei eigenen oder fremden YouTube-Videos kannst du Voila nutzen, um automatisch auf das generierte Transkript zuzugreifen. Anschließend kannst du damit typische Fragen & Antworten extrahieren, kurze Quizfragen erstellen oder Inhalte in kleinere, lernfreundliche Einheiten (Micro-Learnings) unterteilen. So kannst du aus vorhandenem Videomaterial mit wenig Aufwand zusätzliche Lerneinheiten oder sogar wiederkehrende Lernimpulse für deine Teilnehmer:innen generieren.
Castmagic (oder ähnliche Transkriptions- bzw. Podcast-Tools)
Tools wie Castmagic erlauben das Auslesen und Transkribieren von Audios oder Videos, unabhängig davon, ob diese als Podcast oder Lernvideo genutzt wurden. Von dort kannst du die Inhalte mit KI weiterverarbeiten, etwa um neue Arbeitsaufgaben, Quizfragen oder Reflexionsimpulse zu generieren. Auch längere Video- oder Audioinhalte werden so effizient und modular nutzbar. Im Transkript wird Castmagic explizit als Beispiel genannt, wie Inhalte automatisiert aufbereitet und „weiter befragt“ werden können, zum Beispiel für Micro-Learnings oder E-Mail-Serien.
Minvo, Opus, CapCut
Diese Tools sind eigentlich für Social Media konzipiert, eignen sich aber hervorragend, um längere Videos automatisiert in kurze, thematisch sinnvolle Snippets zu zerlegen. Die so entstandenen Video-Clips kannst du als kleine Lerneinheiten direkt in deinen Kurs oder für „Sofort-wieder-hineinkommen“-Impulse per E-Mail verwenden. Das spart viel Zeit und hilft, deine Inhalte zugänglicher und abwechslungsreicher zu machen.
AskYourPDF, Sharly AI
Gerade wenn du mit umfangreichen PDFs, Arbeitsblättern oder E-Books arbeitest, helfen dir Tools wie AskYourPDF oder Sharly AI. Sie können große Mengen Text auf einmal auslesen, Fragen dazu beantworten, Zusammenfassungen erstellen oder Impulse für Neuformulierungen vorschlagen. Das ist praktisch, um ältere Kursmaterialien zu überarbeiten und auf den neuesten Stand zu bringen, oder besondere Aufgaben und Übungen aus bestehendem Material herauszudestillieren.
Yoodli und Perplexity AI
Yoodli (hauptsächlich auf Englisch) ermöglicht die Analyse und das Feedback zu deiner Sprache – z. B. wie schnell du sprichst, wie viele Füllwörter du verwendest etc. Das kann in der Vorbereitung auf Live-Sessions oder für Videoinhalte hilfreich sein.
Perplexity AI ist ein Chatbot-Tool, mit dem du Quellen und weiterführende Materialien zu bestimmten Themen recherchieren lassen kannst. So bist du in der Lage, Zusatzmaterial bereitzustellen, das über den „eigenen Tellerrand“ hinausgeht.
Fazit zu den Tools:
Im Kern helfen dir diese Tools, vorhandene Materialien ressourcenschonend aufzubereiten, zu aktualisieren und variabel einzusetzen. KI nimmt dir die Fleißarbeit ab und eröffnet dir neue Wege, deine Inhalte in verschiedenen Formaten bereitzustellen oder gezielt anzureichern. Entscheidend bleibt dabei, dass du – wie im Transkript betont – deinen eigenen Kurs und Stil weiterhin einbringst und die KI als intelligenten Assistenten, nicht als Ersatz, begreifst.
Ausblick: Die Zukunft von KI in Online-Kursen
Vor uns liegen spannende Zeiten! Die klassische Rolle als „Kursleiter:in, die den einen Zeitstrahl vorgibt“, entwickelt sich weiter. Du bist künftig mehr Moderator:in, Raumgeber:in, Ideengeber:in, Facilitator und Wegbegleiter:in – und die KI kann dich dabei auf neue Art und Weise unterstützen.
Natürlich wirft das Fragen nach Ethik, Datenschutz und Qualität auf. Ein seelenloser KI-Kurs hilft niemandem. Aber wenn du die kreativen Möglichkeiten aufgreifst, deine Empathie und Erfahrung einbringst und die KI für Routinen oder kreative Impulse nutzt, können beide Welten wunderbar zusammenarbeiten.
Fazit:
KI verändert das Spielfeld für Onlinekurs-Anbieter:innen, aber nicht, weil sie Aufgaben komplett übernimmt oder den Menschen ersetzt. Vielmehr verschiebt sich durch ihre Möglichkeiten die Rolle von uns Kursentwickler:innen: Weg vom klassischen „Vordenker“ und Wissensvermittler, hin zur Lernbegleiterin, Moderatorin und Raumgeberin für individuelle Lernprozesse. Die eigentliche Arbeit bleibt – Inhalte zu strukturieren, Community zu gestalten, Motivation zu fördern – aber sie wird ergänzt und punktuell erleichtert durch KI-gestützte Tools.
Das macht Onlinekurse nicht automatisch besser, sondern stellt vor allem neue Fragen an uns als Gestaltende: Was möchten wir in Zukunft für unsere Teilnehmer:innen ermöglichen? Wie nutzen wir die neuen Werkzeuge so, dass unsere persönliche Handschrift und die Qualität erhalten bleiben? Die Entwicklung ist offen – und was wir an KI-Möglichkeiten sinnvoll einsetzen, hängt letztlich davon ab, wie wir unsere Rolle selbst weiterdenken und gestalten möchten.
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Hinweis: Die genannten Tools und Methoden sind Beispiele und können sich natürlich mit der Zeit verändern. Schau, was passt, probiere Neues und hab Freude an der kreativen Weiterentwicklung deiner Online-Kurse!
Herzliche Grüße
Marit Alke