Sie finden den Gedanken spannend, als Coach oder Berater ein Programm anzubieten? Nur – auf welches Thema Sie sich fokussieren sollen, haben Sie noch nicht ganz klar? Diese Frage ist „der Kern“ der Produktentwicklung und sollte daher gut durchdacht werden – aber bitte nicht zu lange drüber grübeln! In diesem Artikel gebe ich Ihnen Entscheidungshilfen.
Gut geplante Programme schaffen eine „Win-Win-Situation“ für Anbieter und Nachfrager – das zeigen auch die Kommentare auf meinen letzten Beitrag von Annja Weinberger und Monika Birkner, zwei erfahrenen Anbietern von Produkten und Programmen. Doch, wenn Sie das erste Mal vor der Planung eines eigenen Programms stehen – wie finden Sie ein passendes Thema und eine passende Fokussierung, um erfolgreich starten zu können?
Ein Coachingprogramm ist ein klar definierter Prozess zu einer klar definierten Problemlösung für eine klar definierte Zielgruppe
Die Idee ist, Ihren Beratungs- oder Coachingprozess ganz oder teilweise zu standardisieren und ein attraktives Paketangebot zu machen, das Sie einer größeren Gruppe Interessenten erfolgreich anbieten können – statt wie bisher jeden Kunden einzeln zu gewinnen.
Das passende Thema ist also der „Dreh- und Angelpunkt“ der Produktentwicklung.
Eines vorweg: Egal, ob Sie tausend Ideen im Kopf haben und sich nicht entscheiden können oder bisher nur eine vage Vorstellung davon haben, was genau Ihr Angebot sein könnte – in beiden Fällen hilft es, wenn Sie sich klar machen:
Es handelt sich bei der Eingrenzung auf ein Thema und eine spezielle Zielgruppe nicht um eine Entscheidung von lebensverändernder Tragweite! Es ist erstmal ein Projekt, ein Übungsprojekt wenn Sie so wollen… Diese innere Einstellung dazu dürfte die Entscheidung für ein Thema von vorneherein etwas entspannter gestalten! 🙂
Das betone ich deswegen, weil ich aus eigener Erfahrung weiss, dass es fast weh tun kann, sich mit der Entscheidung für eine (Teil-)Zielgruppe und ein spezielles Thema ja dann automatisch gegen viele andere Ideen und Teilzielgruppen zu entscheiden.
Der große Vorteil eines Programms ist: Sie legen sich nicht „für immer“ fest, sondern nur für dieses eine Produkt. Letztlich ist das Entwickeln eigener Programme sogar sehr hilfreich für die eigenen Positionierung.
Doch nun zur Frage, wie Sie vorgehen, um ein Thema zu finden:
Thema Ihres Programms = Lösung für ein drängendes Problem Ihrer Kunden
Je besser Sie mit dem Titel Ihres Programms ein drängendes Bedürfnis potenzieller Kunden ansprechen, desto leichter wird es sich verkaufen lassen und desto erfolgreicher können Sie es anbieten.
Ausgangspunkt Ihrer Überlegungen sollten also die Fragen und Probleme, gewissermaßen die „Schmerzpunkte“, Ihrer potenziellen Kunden sein:
- Wo stoßen Sie in Ihren Einzelberatungen oder -coachings immer wieder auf sehr ähnliche Anliegen oder Problemstellungen?
- Welche Probleme tragen Interessenten an Sie heran, wenn die sich das erste Mal bei Ihnen melden? Was sind typische Auslöser dafür, dass jemand Sie um Unterstützung bittet?
- Wenn Sie auch Workshops oder Seminare anbieten (das sind meist „Produkte“ und keine Programme) – welche Themen, welche Überschriften ziehen die meisten Teilnehmer an?
- Wenn Sie sich in Ihre Kunden hineinversetzen – für welches drängende Problem wünsche die sich wirklich eine Lösung?
Besonders der letzte Punkt ist sehr wichtig: Bleiben Sie in der Kundenperspektive! Allzu leicht macht man als Profi den Fehler, von der eigenen Wahrnehmung auszugehen und Themen zu wählen, die einem selbst am Herzen liegen…
Passende Themen für selbstverantwortliche Umsetzer
Wenn Sie sich Ihre Liste an möglichen Problemlösungen einmal anschauen, sehen Sie, dass sich nicht jedes Coachingproblem als Thema für ein standardisiertes Programm eignet. Die Teilnehmer sind in einem Programm viel stärker in ihrer Selbstverantwortung gefordert und Sie sind bei weitem nicht so präsent wie in der Einzelberatung.
Gut geeignet sind daher Themen,…
- die Teilnehmer selbstverantwortlich bearbeiten können, wenn Sie von Ihnen mit den passenden Inputs und Betreuungsangeboten unterstützt werden,
- die in einem überschaubaren Zeitraum abgeschlossen werden können,
- die zu möglichst konkreten, sichtbaren Ergebnissen führen (ja, hier muss man in einigen Fällen kreativ werden – ein handfestes Ergebnis wäre z.B. auch eine ausgefüllte Mindmap, ein selbst erstelltes Nachschlagewerk oder ähnliches) und
- die sich sinnvoll in 3 bis 12 Module zerlegen lassen.
Durch diese Konkretisierungen werden aus „schwammigen“ Problembeschreibungen eingegrenzte Problemlösungen, die sich nur auf einen Ausschnitt Ihrer bisherigen Coaching- oder Beratungspraxis beziehen.
Schaffen Sie ein Angebot mit Sogwirkung durch klare Fokussierung
Jetzt haben Sie einige Ideen für mögliche Themen im Kopf. Doch erst in Kombination mit einer speziellen Zielgruppe wird daraus ein „Angebot mit Sogwirkung“. Sehen Sie sich das folgende Beispiel an und es wird deutlich, warum:
Nehmen wir an, Sie stolpern über ein Coachingprogramm mit etwa diesem Titel:
- „Souverän präsentieren ohne Lampenfieber – ein sechswöchiger Kurs für Selbständige“
Welche Bilder entstehen vor Ihrem inneren Auge? Wem würden Sie das Programm empfehlen? Für wen löst dieses Angebot ein drängendes Problem?
Es fällt eher schwer, oder?
Jetzt grenzen wir den gleichen Inhalt stärker für eine spezielle Zielgruppe ein:
- „Souverän präsentieren ohne Lampenfieber – ein sechswöchiger Kurs für Dienstleister, die sich und ihr Angebot professionell vor kritischen Entscheidern präsentieren müssen, um Aufträge gewinnen“
Welches Bild entsteht jetzt vor Ihrem Auge? Für wen in Ihrem Netzwerk wäre das interessant? „Fühlen“ sie den drängenden Bedarf, der bei den angesprochenen Personen dahinter steht?
Wenn die Anbieterin jetzt noch herausarbeitet, was die Teilnehmer konkret als Ergebnis aus den sechs Wochen des Programms mitnehmen, wie z.B. eine selbst besprochene CD mit persönlichen Strategien gegen Lampenfieber oder ähnliches – dann hat das Angebot für die richtige Zielgruppe sicherlich eine Sogwirkung.
Das Thema ist genau zugeschnitten – und genau das sorgt dafür, dass nicht weniger sondern eher mehr Menschen sich von dem Angebot angesprochen fühlen.
Noch ein weiterer Aspekt ist hier wichtig: Fast alle Coachingprogramme leben davon, dass während des Prozesses eine Community Gleichgesinnter entsteht, die sich gegenseitig unterstützt (wie Sie das gezielt fördern, darüber schreibe ich auch noch ;)). Je stärker ein Programm also auf eine spezielle Gruppe eingegrenzt ist, desto wahrscheinlicher ist es für einen Interessenten, hier auch wirklich auf Gleichgesinnte zu stoßen.
Zielgruppe Ihres Programms = die, mit der Sie am ehesten Erfolg haben
Doch, auf welche Zielgruppe sollten Sie sich fokussieren, wenn Sie sich daran machen, Ihr erstes Coachingprogramm zu entwickeln? Ich gehe jede Wette ein, dass Sie auch hier wieder eine Entscheidung treffen müssen, die Ihnen vielleicht nicht ganz leicht fällt…:)
Hier ist mein Tipp: Finden Sie die Zielgruppe, die es Ihnen so einfach und angenehm wie möglich macht, Erfolgserlebnisse zu erzielen!
Wie immer bei Dingen, die wir neu ausprobieren, sind die „schnellen kleinen Erfolgserlebnisse“ wichtig, um uns bei der Stange zu halten. Wählen Sie daher eine Personengruppe, mit der Sie am ehesten Erfolg haben werden – bei der die Vermarktung und auch die Zusammenarbeit erfolgreich sein werden.
- Sie kennen die Zielgruppe gut und kennen sich gut mit deren Problemen und Fragestellungen aus.
- Sie mögen die Zielgruppe, sie liegt Ihnen am Herzen und fühlen sich mit ihr verbunden.
- Die Zielgruppe hat – wenn möglich – einen „geldwerten“ Nutzen von Ihrem Programm. Im oben genannten Beispiel können Sie z.B. damit argumentieren, dass der Teilnehmer das Geld für Ihr Programm sofort wieder drin hätte, sobald er durch das Anti-Lampenfieber-Training nur einen Auftrag gewinnt.
- Die Zielpersonen sind tendenziell bereit, Geld auszugeben für die Lösung, die Sie Ihnen anbieten, z.B. weil sie es gewohnt sind, in die eigene Weiterentwicklung zu investieren.
- Nicht zu unterschätzen ist auch dieses Kriterium: Diese Zielgruppe „versammelt“ sich online oder offline an bestimmten Orten und ist dort mit Ihrer Werbung für’s Programm oder vorgeschalteten kostenlosen Angeboten leicht zu erreichen. Während sich „frustrierte Angestellte mit Veränderungswunsch“ quasi überall und nirgends tummeln, ist das bei „Müttern die wiedereinsteigen wollen“ schon etwas einfacher, wenn man die entsprechenden Foren dafür findet.
Wie sieht – nach all’ diesen Überlegungen – Ihre persönliche Kombination von Problemlösung und spezieller Zielgruppe aus?
Sie können sich immer noch nicht entscheiden? Werfen Sie eine Münze!
Grübeln Sie nicht zu lange! Ob die Themenwahl schlußendlich „perfekt“ ist, werden Sie wohl nie erfahren. Wichtiger ist, dass Sie sich überhaupt für ein Thema entscheiden und loslegen mit der Planung für Ihr Programm…
War der Artikel hilfreich für Sie? Haben Sie noch Fragen? Schreiben Sie einen Kommentar oder nehmen Sie Kontakt zu mir auf – darauf freue ich mich schon!
Herzliche Grüße,
Marit Alke
Gratulation! Ein wirklich gelungener Artikel zum Thema Entwicklung und Posititionierung!!
Die recht große Schriftgröße stört in meiner Wahrnehmung ein ganz klein wenig die Lesefreundlichkeit, tut dem Inhalt aber keinen Abbruch.
Herzliche Grüße,
peter reitz
WOW!
Liebe Marit Alke,
ich habe Sie gerade erst kennenlernt und bin über Ihren fokussierten Schreibstil einfach begeistert :-). Beim Lesen merke ich, wie es bei mir sofort etwas antriggert und ich ein saugutes Gefühl dabei habe, mich mit Ihren unterstützenden Gedanken zu befassen. Sie arbeiten sehr genau, sehr motivierend und tiefgreifend.
Danke, ich bleibe Ihnen als Leser-Kunde treu, weil Sie es wert sind.
Es gibt noch jemand, der in diese professionelle „Ecke“ reinpasst: Gitte Härter (www.unternehmerkick.de) durch die ich auf Sie aufmerksam geworden bin. Gitte hat mit mir meine Homepage getextet und ist mir wertvoller Sparringspartner für mein erstes Buch. Sie und sie: Frauenpower der Bewunderung!
DANKE!
Peter Traa
Hallo Herr Traa,
danke für dieses Feedback – das geht natürlich ‚runter wie Öl 😉
Mit dem Bloggen und Schreiben bin ich definitiv in meinem Element, das spüre ich auch selbst – wie gut, dass das auch außen ankommt.
Viele Grüße und bis bald!
Marit Alke
Liebe Frau Alke,
ja ein wirklich toller Artikel. Und ich finde ein solches Angebot sehr hilfreich. Ich glaube auch, dass es vielen Solounternehmern – nicht nur Coaches – helfen kann ihr Angebot zu systematisieren. Ich selbst bin tatsächlich gerade dabei. Und ich schaue mir momentan einfach an wie andere das machen. Deshalb kenne ich Frau Weinberger und Frau Birkner zumindest virtuell, weil beide genau so vorgehen. Und ich beobachte auch welch positive Resonanz sie darauf bekommen und wie dann die „Erfolgspirale“: Mehr Erfolg > positive Gefühle > mehr Resonanz/mehr Information > kundengerechtere Kommunikation/Angebote beginnt. Deshalb habe ich mich entschieden auch so vorzugehen und ich finde es gut, dass Sie jetzt auch ein entsprechendes Angebot machen. So dass man konkrete Unterstützung bekommt, über das Lernen durch Beobachten hinaus. Und ihr Artikel war für micht jetzt gerade sehr hilfreich, das Beispiel mit dem Programm-Titel hat mir gerade wirklich weiter geholfen.
Herzliche Grüße
Martina Baehr
Hallo Frau Baehr,
das ist ja super, das ich Ihnen konkret weiterhelfen konnte! *strahl* Genauso soll es sein. Lassen Sie mich sehr gerne an der weiteren Entwicklung Ihrer Online-Angebote teilhaben und stellen Sie Ihre Fragen, wenn Sie welche haben. Genau solche Fragen helfen mir dann wieder, zielgenauer zu schreiben.
Viele Grüße
Marit Alke
Hallo Frau Birkner,
hallo Frau Weinberger,
herzlichen Dank für das Lob – das geht runter wie Öl 🙂
Jetzt freue ich mich noch auf Erfahrungsberichte von denjenigen, die das erste Mal darüber nachdenken, ein Programm zu entwickeln – sind meine Hinweise nützlich für Sie? Welche Fragen stellen Sie sich noch?
Herzliche Grüße
Marit Alke
Liebe Frau Alke,
ein hervorragender Artikel. Was gar nicht genut betont werden kann: Aus der Kundenperspektive heraus denken und entwickeln. Das gilt natürlich immer, aber hier ganz besonders.
Hallo Frau Alke,
wieder ein sehr guter Beitrag. Besonders gefallen hat mir Ihre Formulierung „klar definiert“ – ein Coaching-Programm hilft sehr dabei, nicht schwammig zu sein, sondern Problem und Lösung auf den Punkt zu bringen. Und das ist aus meiner Erfahrung das A und O bei der Vermarktung von Dienstleistungen.
Als Texterin fällt mir auf: Wenn es dann ums Formulieren des Angebots geht, scheuen viele vor dem Wort „Problem“ zurück, sprechen lieber von Herausforderungen oder wollen gar kein Problem benennen, sondern gleich vom gewünschten Ergebnis sprechen. Solche Verkaufstexte entfalten aber viel eine geringere Wirkung. Ich finde es sehr gut, dass Sie von drängenden Problemen sprechen. Es geht einfach darum, dass jemandem bewusst wird, dass ihm etwas fehlt, dass er oder sie etwas verändern möchte. Das Problem ist dann z. B. zu wenig Zeit oder Geld, zu wenig Sicherheit, fehlende Klarheit, mangelndes Know-how in einem Bereich und der starke Wunsch nach einer Veränderung.
Es muss zwar nicht immer um ein Problem gehen, auch eine Sehnsucht (z. B. nach einem neuen Lebenspartner) kann ein starkes Motiv sein, ins Handeln zu kommen. Wobei der Auslöser fürs Handeln (z. B. Suche nach einem Coaching-Programm) auch hier die Tatsache ist, dass etwas nicht so ist, wie man es sich wünscht. Ohne einen gewissen Leidensdruck entsteht kein ausreichend großer Veränderungs- bzw. Kaufwunsch. Wer wunschlos glücklich ist, braucht kein Coaching-Programm :-).
Ich freue mich sehr, dass Sie dem Zukunftsthema Programme einen eigenen Blog widmen.
Herzliche Grüße
Annja Weinberger